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Liebe Kinder,

ich hoffe, ihr wart alle schön brav. Sonst kommt Mutti wieder vorbei und verlängert euren Hausarrest. Ihr wisst ja: Mutti und Vati sorgen sich um euch; sie wissen viel besser, was gut für euch ist, denn ihr seid ja alle so unvernünftig.

Moment, da stimmt doch was nicht? Huch, da hat mir doch tatsächlich jemand die Rede von einem gewissen Markus Söder auf den Schreibtisch gelegt.

Was steht da? Corona-Strategie-Test: Bürger brauchen klare Anweisungen (am besten von mir); Motto: “Zügel anziehen”, “nicht unbeaufsichtigt lassen” – das erklärt natürlich so einiges.

In der FDP sieht man den Bürger als Mensch

Meine sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Freiheit,

es sind gerade dunkle Stunden, vielleicht die dunkelsten Stunden seit dem Zweiten Weltkrieg. Nicht unbedingt für unsere Freiheit, sondern vor allem für unsere Demokratie. Bei der Einschränkung von Freiheitsrechten kann man sagen: Diese sind an der ein oder anderen Stelle wohl (weiter) notwendig im Kampf gegen das Coronavirus. Als Liberaler würde man aber gleich die Frage stellen:

  • Wie lange?
  • Und wirklich in diesem Umfang?

Ersteres ist immer noch nicht klar, auch nach einem Jahr der Einschränkungen nicht. Das liegt nicht unbedingt an der Unberechenbarkeit der Pandemie, die eigentlich nicht unberechenbar ist, es gibt genügend Modelle und selbst die von manchen herbeigesehnten, wenn nicht zumindest herbeigeredeten Virusmutationen sind da nur eine kleine Variable, so dass sich hier zumindest Vorhersagen treffen lassen sollten. Es liegt vor allem daran, dass bisher nur immer kurz- und mittelfristig geplant wurde. Da wird ja gerne von einer Wahl zur nächsten geplant und wenn man wie Frau Merkel ganz aus dem Amt ausscheidet, schaut man eben, dass man halbwegs gut wegkommt: “Nach mir die Sintflut”. Da passt es natürlich nicht, den Menschen auch zu sagen, wie es in ein paar Wochen oder Monaten, geschweige denn nach der Bundestagswahl weitergehen könnte. Da passt es nicht, mehr als bis morgen zu planen. Und wohl auch aus Angst vor der Wahl (bzw. den Wahlen, je nach Bundesland) macht man dann wohl besser keine Hoffnung, sondern redet die Apokalypse herbei. Denn wenn tatsächlich noch etwas Unvorhergesehenes eintritt, ist es dann vielleicht mit dem Versprechen xy vorbei. Wo kämen wir hin, wenn die Politik Dinge versprechen würde, die nach der Wahl nicht eingehalten werden können?

Die Frage, ob die Einschränkungen wirklich in diesem Umfang notwendig sind, werden wohl letztendlich die Gerichte klären. Denn irgendwann scheint doch die Notwendigkeit von Maßnahmen nicht mehr im Verhältnis zur Maßnahme selbst zu stehen. Wenn ich die aktuelle Logik der Entscheider anwende, wird der Lockdown wohl irgendwann Ende März noch einmal verlängert, bis eine Inzidenz von -10 erreicht ist. Dann könnte man noch Infizierte aus anderen Ländern einfliegen und hätte trotzdem keine Infektionen. Das könnte man dann als Zeichen eines europäischen Miteinanders anpreisen und unserer Bevölkerung sagen: Ihr seid den Lockdown doch ohnehin schon gewohnt, da könnt ihr doch noch ein paar Wochen dranhängen. Immerhin sterben anderswo Menschen!

Zurück zur Demokratie

Dies sind aber vor allem die dunkelsten Stunden für unsere Demokratie. Es gab wohl keine Situation in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, in der so massiv die Parlamente und damit der vom Souverän bestimmte Vertreter außer Acht gelassen wurde. Mag die Exekutive auch notwendigerweise die Gewalt in einer absoluten Notlage an sich ziehen, um schnell handeln zu können, so gibt es meines Erachtens diese absolute Notlage wie noch im März 2020 nicht mehr. Denn das meiste ist bekannt und es gäbe durchaus Zeit für längere Diskussionen, würde die Regierung das Land nicht immer wieder in einen Zustand hineinmanövrieren, bei dem dringendes Handeln von Nöten ist.

Wir sind in Deutschland zwar sicher weit von einer Diktatur entfernt, aber das Demokratieverständnis erodiert in weiten Teilen zusehens. Zumal die getroffenen Entscheidungen immer schwerer nachvollziehbar werden und auch einer soliden Grundlage entbehren. So wird immer gerne angegeben, man würde sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Und beiläufig wird dann auch proklamiert, wie gut es sei, dass wir eine Wissenschaftlerin als Kanzlerin haben. Mal davon abgesehen, dass Frau Merkel schon seit über dreißig Jahren nicht mehr in der Wissenschaft tätig war und ihre letzte wissenschaftliche Arbeit wohl noch weiter zurückliegt, muss man sich doch auch die Frage stellen, in wie weit wissenschaftliche Argumente überhaupt in die Runde der Entscheider durchdringen.

Als Experten werden gemeinhin Virologen herangezogen, flankiert von den Berichten des Robert-Koch-Institutes. Dies mag in den ersten Wochen der Pandemie sinnvoll gewesen sein, aber spätestens mit dem zweiten Lockdown hätte man dieses Expertengremium breiter aufstellen müssen. Wo sind die Psychologen, die Soziologen, die – angesichts des ungeheuren Ausmaßes dieses Lockdowns – die Ökonomen? Will man partout mit Scheuklappen durch diese Krise laufen und Kollateralschäden ausblenden, obwohl immer offensichtlicher wird, dass diese größer werden als die Schäden durch die Pandemie selbst?

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Auch werden wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht zur eigenen Meinung (“Ich bin jetzt seit 16 Jahren Kanzlerin, da werde ich wohl wissen, was richtig ist und sonst niemand.”) einfach ignoriert. So gibt es mittlerweile Studienergebnisse bezüglich der Ausbreitung in verschiedenen Szenarien. Wenig überraschend dürfte sein, dass in den untersuchten Szenarien ein Friseurbesuch das geringste Risiko hatte. Aber selbst ein Restaurantbesuch war weniger riskant als ein Tag im Büro. Ganz an der Spitze der Risikoskala und damit wohl Ansteckungspunkt Nummer 1: die Schulen (selbst mit Maskenpflicht war das Risiko noch höher als im Restaurant). Wurde dies in einer der Lockdown-Runden überhaupt diskutiert?

Nun wäre es natürlich schwer vermittelbar, die Restaurants vor den Schulen zu öffnen und dies ist nur die reine Betrachtung des Ansteckungsrisikos. Wie sich eine Öffnung jeweils auf die Gesamtgesellschaft auswirkt, wird darin nicht untersucht. So ist natürlich die psychologische Auswirkung auf die Kinder bei längeren Schulschließungen vermutlich größer als auf Kneipenbesucher. Auch kommt bei den Schulen hinzu, dass hier die Eltern mit betroffen sind; ein Restaurant braucht wohl nicht zu öffnen, wenn die Hälfte der Angestellten zur Kinderbetreuung zu Hause bleiben muss. Und dennoch würde ich mir wünschen, dass auch solche, rein faktenbasierten Abwägungen einfließen. Vor allem sollten solche Studien auch dazu dienen, die Prioritäten bei Hygienemaßnahmen zu setzen und zum Beispiel in Schulen und Büros noch mehr zu machen, als AHA und Lüften – Luftfilter, Schnelltest sollten im 21. Jahrhundert doch selbstverständlich sein.

Andere Meinungen laut aussprechen: lieber nicht

Es ist nicht nur so, dass andere Meinungen nicht angehört werden. Was bisher schon in den sozialen Medien als Cancel Culture praktiziert wird, wird nun salonfähig: Wer nicht die politische passende Meinung vertritt, fliegt raus. So geschehen in der letzten Woche beim bayrischen Ethikrat. Da wird ein Mitglied des Rates von der Staatsregierung entlassen, weil es öffentlich eine andere Meinung zum Lockdown vertritt. Das fatale: Professor Lütge hat sich von diesem Rauswurf zwar überrascht gezeigt, behält aber seine Meinung bei. Früher hätte man gesagt, der Mann beweist Rückgrat, heute schadet man damit dem Ansehen eines Gremiums, dessen Aufgabe es eigentlich ist, die Politik zu beraten und vielleicht auch mal etwas gegenzusteuern. In Bayern scheint dieses Gremium nun zu Abnickern der Politik von Markus Söder degradiert worden zu sein.

Der müht sich in den letzten Wochen immer mehr ab, sein hartes Vorgehen zu rechtfertigen und gleichzeitig mit guten Ergebnissen in der Pandemiebekämpfung dazustehen. Freilich hat auch er zum Beispiel das Versagen bei der Impfstoffbeschaffung nicht verhindert. Und das, obwohl er immer gerne mit allen Mitteln gegen die Pandemie vorgehen möchte – aber wohl nur, wenn es auch Mittel gegen Grundrecht sind. Denn wer hätte einen Markus Söder daran gehindert, Geld in die Hand zu nehmen und persönlich beim Impfstoffhersteller anzurufen, wie es der israelische Ministerpräsident getan hat? Man könnte einwenden: Die Impfstoffbeschaffung sei doch eine europäische Aufgabe oder doch zumindest eine nationale, da hätte er gar kein Recht, eigenmächtig zu entscheiden. Dem mag ich nun entgegenhalten: Was hat sich ein Markus Söder denn bisher darum geschert, ob er eigenmächtig handelt, ob er etwas macht, was eigentlich Aufgabe anderer Institutionen ist? Man denke nur an die bayerische Grenzpolizei. Und hier hätte er tatsächlich etwas bewegen können, Bayern als Spitzenreiter in der Pandemie hinstellen können, sein Ansehen wäre wohl ins unermessliche gestiegen. Ganz zu schweigen dass er damit, wie er selbst immer wieder als Hauptgrund seines Handelns angibt, Menschenleben gerettet hätte.

So sind es wohl vor allem persönliche Allmachtsphantasien, die sein Handeln treiben und die erst Gerichte wieder zurück in die Realität führen müssen. Nun wäre Markus Söder nicht der erste bayerische Herrscher, der in seiner eigenen Realität lebt und dabei das Volk immer mehr vergisst. Man mag aber zu gute halten, dass Markus Söders “Vorbild” aber immerhin einen Nachlass aufgebaut hat, der heute Bayern zu einem beliebten Touristenziel macht. Das wird man vom Nachlasse Markus Söders sicher nicht sagen können. Und wer meint, der Vergleich wäre sehr weit hergeholt, der möge sich nur die Bilder vom Besuch der Bundeskanzlerin im letzten Jahr auf Herrenchiemsee anschauen. Zwar mag die Kutsche etwas weniger pompös gewesen sein als beim Märchenkönig, die Kosten für diesen Staatsempfang waren es aber definitiv nicht.

Schneller als die Corona-Fallzahlen sinken nur die Umfragewerte von Markus Söder

Ganz so abgehoben scheint Markus Söder aber doch nicht zu sein, wie er diese Woche eindrucksvoll bewies. Nach der Aussage seines Kollegen aus Sachsen, dieses Jahr müsse der Osterurlaub wohl (wieder) ausfallen, schritt er hier ein und brachte etwas Hoffnung für sein Volk: Man könne noch nicht sagen, wie es in sechs Wochen aussähe. Dass dieser Satz von dem Mann kommt, der vor einer Woche noch knallhart sagt, man müsse sehr, sehr behutsam vorgehen und am besten gar nicht öffnen, auch bloß keinen langfristigen Plan machen, verwundert doch stark. Das könnte aber daran liegen, dass Söder in aktuellen Umfragen regelrecht abstürzt. Und so ändert sich – wieder einmal – die politische Meinung von Markus Söder noch schneller als seine Umfrageergebnisse.

Ist das eigentlich schon Leichenschändung?

War es früher mal ein Zeichen für konservative Politik, dass man seine Meinung auch beibehält, wenn die ganze Welt über einem zusammenbricht, scheint heute genau das Gegenteil der Fall zu sein. Und so mag sich das ein oder andere bayerische Urgestein schon sehr über unsere heutige Zeit wundern, in der zwar in den Umfragen noch eine absolute Mehrheit für die CSU realistisch scheint, deren Politik aber mehr und mehr abdriftet und man sich ernsthaft fragen muss, welche Wählerschaft man damit ansprechen möchte.

Das laue Lüftchen, das man die letzten Wochen in München gespürt hat und das immer stärker wird, ist nicht etwa – wie allseits vermutet – der Fön, sondern kommt vom Grabe Franz Josef Strauß’. Demnächst mischt sich wohl auch noch ein unangenehmer Geruch dazu, da sich Franz Josef in seinem Grab übergeben hat. Als er hörte, dass sein Nachfolger allen ernstes in einer Koalition mit den Grünen die “Lösungen für die großen Probleme unserer Zeit” sieht, ist im der Schweinebraten wieder hoch gekommen, den die Grünen ihm, aber auch allen andern, ja erst gar nicht gegönnt hätten.

Die Grünen wären wohl besser in ihrem Einfamilienhaus geblieben

Überhaupt fragt man sich, was einem die Grünen noch gönnen möchten. Erst neulich hat man sich jetzt auf die Besitzer oder viel mehr die zukünftigen Besitzer von Einfamilienhäusern eingeschossen. Die sollen doch bitte genau so ein Auslaufmodell sein wie Atomkraft, Verbrennungsmotor und Fleischkonsum. Da stellt man sich schon verwundert die Frage, ob die Grünen ihr eigenes Klientel vom Wählen abhalten wollen, denn das Zitat von Franz Josef Strauß, “Grüne Ideen gedeihen nicht in den Quartieren der Arbeiter. Sie gedeihen in den Luxusvillen der Schickeria.” hat seit dessen Zeiten nichts an Wahrheit verloren. Viel mehr ist es so, glaubt man aktuellen Studien, dass die Grünenwähler unter anderem immer älter werden, aber eben auch immer wohlhabender. Gewählt werden die Grünen von Menschen mit hohen und höchsten Bildungsabschlüssen, die überdurchschnittlich verdienen und eher urban geprägt sind. Und dieses Klientel soll nicht von einem Einfamilienhaus träumen dürfen?

Alfred Tetzlaff (Ekel Alfred aus der Serie “Ein Herz und eine Seele”) hat den Spruch geprägt, “der Sozi ist nicht grundsätzlich dumm, er hat nur sehr viel Pech beim Nachdenken”. Um dem Pech zu entgehen, fängt man mit dem Nachdenken bei den Grünen wohl gar nicht erst an. Jüngstes und lokales Beispiel: Da lehnen die Coburger Grünen kategorisch einen Ausbau des Weichengereuthes ab und wollen am status quo festhalten. Das könnte man nachvollziehen, wenn es ein reines Straßenbauprojekt ist. Aber statt bessere Ideen zu entwickeln, wie es die FDP vorgemacht hat, kommt wieder die typisch grüne Ablehnungshaltung zum Vorschein. Wenn man etwas über seine Aussagen nachdenken würde, hätte man wohl feststellen müssen, dass mit der geplanten Investition des Bundes auch viel für Radfahrer und die Schiene getan worden wäre. Damit steht für mich fest: Die Verkehrswende und eine vernünftige Klimapolitik überhaupt wird an den Grünen scheitern! Glücklicherweise gibt es hier Abhilfe in Form der FDP.

Arbeitsplätze? Braucht es nicht

Bemerkenswert ist auch die Antwort der Grünen auf die Frage, wie man sich zu dieser Entscheidung bekennt, wenn damit der Verlust von Arbeitsplätzen in Coburg verbunden wäre bzw. sogar ein Unternehmen abwandern könnte. Die lapidare Antwort: Dann wird sich schon ein anderes Unternehmen finden, das den Platz einnimmt. Weil internationale Unternehmen, die sich in Coburg ansiedeln möchten ja bekanntlich Schlange stehen.

Natürlich ist diese Aussage ideologisch geprägt und man darf sich getrost die Frage stellen: Fiel dieser Satz, weil es sich um einen “bösen” Automobilzulieferer handelt? Was wäre gewesen, wenn ein Hersteller von Solarzellen oder Windkraftanlagen eine bessere Infrastruktur gefordert hätte? Vor allem aber: Warum sind den Grünen die Menschen so dermaßen egal, dass sie in ihrem Ökowahn nur daran denken, die eigene Meinung durchzusetzen und nicht nach links und rechts zu schauen. Das hat deutlich parallelen mit der aktuellen Corona-Politik und macht die Drohung, man müsse dem Klimawandel ähnliche Mittel entgegensetzen wie der Corona-Pandemie, nur umso glaubhafter. Fest steht: Mit einer grünen Regierungsbeteiligung, egal ob das utopische Rot-rot-grün, eher Grün-rot-rot oder schwarz-grün, wird sich Deutschland immer weiter in Richtung einer Ökodiktatur entwickeln. Dann darf man von Glück reden, dass der Mensch an sich wohl als biologisch abbaubar gilt, denn sonst wäre natürlich die Daseinsberechtigung nicht gegeben.

Angesichts der Ignoranz bzw. Arroganz der Grünen gegenüber Arbeitnehmern könnte man ja noch sagen: Von denen wählt ohnehin kaum jemand grün. Aber wie bereits gesagt, werden die Grünenwähler immer älter. Dennoch, an eine vernünftige Politik für ältere Menschen denkt bei den Grünen keiner.

“Die Rente ist sicher” oder: Norbert wartet auf den Weihnachtsmann

Den eines der wirklich großen, ungelösten Probleme ist doch die Rente. Es ist schön, wenn die Menschen immer älter werden und auch im hohen Alter noch gesund sind und so das Leben genießen können. Aber es stellt das Rentensystem wie wir es kennen, vor große Herausforderungen. Nur zur Erinnerung: Die gesetzliche Rentenversicherung wurde zu Bismarcks Zeiten eingeführt und hatte damals ein geradezu utopisch erscheinendes Renteneintrittsalter von 70 Jahren (die durchschnittliche Lebenserwartung um 1900 lag bei 66-69 Jahren), die Rente mit 65 wurde erst 1916 eingeführt. Man hatte sich zunächst auf ein kapitalgedecktes System geeinigt, aber auch im Zuge der Weltwirtschaftskrise und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg hielt man das umlagebasierte System für besser. Das System lief anfangs gut, irgendwann wohl zu gut, denn es kam jemand auf die Idee, für die Gesetzliche Rentenversicherung als sichere Sache zu werben, obwohl schon damals absehbar war, dass dieses System nicht auf Dauer haltbar war. Und so hat Norbert Blüm, sollte er seinen eigenen Wahlslogan wirklich geglaubt haben, auch jedes Jahr vergeblich auf den Weihnachtsmann gewartet.

Solch ein System wirft Probleme auf, denn es fußt auf der Annahme, dass es immer eine zahlende nachfolgende Generation gibt und diese auch mindestens zahlenmäßig genauso stark wie die letzte Generation ist. Schon dies trifft nicht mehr zu. Erschwerend kommt die Eingangs erwähnte erhöhte Lebenserwartung hinzu. Gleichzeitig scheint die Zeit der großen Kriege und Wirtschaftskrisen hoffentlich vorüber, so dass auch dieser Nachteil eines kapitalgedeckten Systems, nämlich die Crashgefahr, heute eher unwichtig erscheint. Aber selbst wenn man sich heute einigt, wäre ein Umbau nicht einfach von heute auf morgen durchführbar. Vielmehr müsste man wohl eine Generation oder mehr warten.

So muss man also das aktuelle System anpassen. Das geht aber nicht so pauschal, wie von anderen Parteien gerne proklamiert. Es ist weder sinnvoll, pauschal eine Rente mit 70 zu fordern, wie es utopisch ist, das Rentenalter wieder auf 65 oder darunter zu setzen. Auch einfach pauschal die Arbeitsjahre zu zählen greift zu kurz und wird auch nicht der Lebenswirklichkeit gerecht: Ein Arbeiter auf dem Bau, eine Pflegekraft hat rein körperlich mehr zu leisten als eine Bürokraft und ist ab einem gewissen Alter dieser Anstrengung vielleicht nicht mehr gewachsen. Dennoch kann man nicht pro Beruf unterschiedliche Renteneintrittsalter festlegen, vielmehr müsste man sich individuell anschauen, wie man die Arbeitskraft, vor allem aber die Erfahrungswerte der Menschen noch weiter produktiv einsetzen kann. Könnte eine Pflegekraft nicht ab einem gewissen Alter zum Beispiel die Dokumentationsarbeiten für ihre Kollegen übernehmen (wenngleich eine Entbürokratisierung der Pflege natürlich wünschenswerter wäre)? Könnte nicht auch ein Bauarbeiter ab einem gewissen Alter den Job und seine Erfahrung an den Schreibtisch oder zumindest an eine Maschine verlagern? Das wäre sicher nicht der einfachste Weg, aber sowohl für unsere Wirtschaft, vor allem aber für unsere älteren Mitbürger die beste Lösung.

In der Corona-Krise werden ja gerne die alten Mitbürger herangezogen. Sie seien besonders zu schützen, die Anderen müssten sich doch solidarisch zeigen. Das mag ja nun alles so richtig sein und der Apell darf gerne gestellt werden. Aber sollte man dann nicht selbst auch danach handeln?

Erst an die Menschen denken

Da wird der Vorstand eines großen Betreibers von Alten- und Pflegeheimen im ZDF-Morgenmagazin gefragt, warum erst jetzt Bundeswehrsoldaten Schnelltests in Altenheimen anbieten. Immer wieder weicht er dabei aus: Man könne gar nicht direkt an die Bundeswehr herantreten, das sei Aufgabe der Landkreise. Und im Übrigen: Erst jetzt sei die Finanzierung der Schnelltestung geklärt. Das heißt übersetzt: Erst muss es Geld vom Staat geben, bevor man Schnelltests in Altenheimen anbietet.

Das ist menschlich sicher verwerflich und nicht einmal kaufmännisch zu rechtfertigen. Hier eine kleine Lektion in Unternehmertum: Es ist von Vorteil bzw. unabdingbar, wenn man zur Wahrung seiner Geschäftsgrundlage in Vorleistung geht. Wenn ich als Freiberufler nicht Geld oder zumindest Zeit investiere, um meinem Kunden ein Angebot unterbreiten zu können, habe ich irgendwann keine Aufträge mehr – meine Geschäftsgrundlage ist verschwunden. Wenn man meint, Schnelltests braucht man erst anzubieten, wenn jemand anders diese zahlt, werden Bewohner von Alten- und Pflegeeinrichtungen sterben. Diese Bewohner sind aber sozusagen die Geschäftsgrundlage, die dann wegbricht.

Das ist makaber? Sicher. Wahrscheinlich heißt es gleich wieder: typisch FDP, die denken nur ans Geld. Dem möchte ich entgegenhalten: Nicht die FDP, nicht ich haben diese Reihenfolge festgelegt. Der Gedanke, erst müssen die Finanzen geklärt sein, dann können wir anfangen, Tode zu verhindern, kommt von Wohlfahrtsverbänden.

Wer kümmert sich eigentlich noch um die Ärmsten?

Da scheint doch in unserer Gesellschaft etwas verrutscht zu sein, Solidarität, gemeinschaftlicher Zusammenhalt scheinen nur noch Worthülsen. Die Eigeninteressen scheinen gerade in der Politik oftmals mehr zu wiegen als das Gemeinwohl.

Und so liegt es an uns Freien Demokraten, für die Menschen da zu sein. Wie zum Beispiel mit unserer Forderung nach einer Bahnhofsmission für Coburg. Und dies waren nicht nur leere Worte, sondern wir lassen auch Taten folgen. Bisher wurde bereits Kontakt mit der Deutschen Bahn, der Caritas und der Diakonie sowie der Stadt Coburg zu diesem Thema hergestellt und es haben sich in unserem Umfeld auch schon freiwillige Helfer gefunden, die sich hier ehrenamtlich engagieren möchten. Ich bin überzeugt: Wir schaffen das!

Eigentlich ist eine solche Bahnhofsmission ja etwas tief soziales, sogar etwas tief christlich-soziales. Leider gibt es in Deutschland keine Partei mehr, die solche Werte vertritt. Aber auch für Leute mit einer christlich-sozialen Einstellung bietet die FDP, genau wie für alle anderen, die selbstbestimmt durchs Leben gehen wollen, eine neue Heimat. Denn wo andere nur reden, packen wir an.

Die Freiheit verdient es, für sie zu kämpfen

Wer gerne einem absoluten Herrscher hinterhereilen möchte oder seine Ideologie über das Wohl der Mitmenschen stellt, darf gerne andere Parteien wählen. Wer aber an das große Ganze denkt, froh ist, in einer freien Gesellschaft leben zu können und die Freiheit auch verteidigen möchte, wenn sie von alle Seiten in Gefahr ist, der muss Freier Demokrat sein. Wer nicht nur reden, sondern handeln möchte, wer sich Gedanken um das morgen macht, die nicht nur populistisches Gewäsch sind, wer nicht immer den einfachsten Weg wählt und auch einmal über sein Handeln nachdenkt, der ist genau richtig bei der FDP. Lassen wir nicht zu, dass Handeln ohne Nachdenken, blanker Hass auf die Menschheit oder eigene Selbstverherrlichung zum Leitbild der Bundesrepublik Deutschland werden, kämpfen wir gemeinsam für die Freiheit, auf dass das Jahr 2021 ein Jahr der Freiheit werde!