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Wenn eine Firma den Standort Coburg stärken will, ist das natürlich zu begrüßen. Wenn sie gleich diese Stärkung mit Investitionen im dreistelligen Millionenbereich und vielen Arbeitsplätzen verbindet, umso mehr. Und natürlich ist es dann an der Stadt, an der Politik, diese Zukunftsperspektive zu unterstützen und auch die notwendige Infrastruktur zu schaffen.

In Coburg betrifft diese Infrastruktur im Fall der Firma Brose, aber auch alle anderen Firmen im Coburger Süden, das Weichengereuth. Die FDP Coburg-Stadt hat sich immer klar dazu bekannt, dass die aktuelle Situation im Weichengereuth nicht ausreichend ist. Nicht nur infrastrukturell, sondern auch optisch ist es kein Aushängeschild für die Vestestadt. Dass die Planungen aufgrund des Stadtratsbechlusses vom letzten Jahr zur Zeit auf Eis liegen ist auch kein wünschenswerter Zustand in dieser Situation. Gleichwohl gilt es hier mehrere Aspekte zu berücksichtigen.

Wohl der Anwohner berücksichtigen

Die Planungen im aktuellen Zustand mit vierspurigem Ausbau und großzügigen Abbiegemöglichkeiten sind tiefe Einschnitte, nicht nur im Straßenbereich oder auf dem Gelände der Bahn, sondern insbesondere auch in die Vorgärten und Grundstücke der Anwohner. Diese gilt es zu minimieren.

Dies hätte auch handfeste Vorteile im aktuellen Verfahren: Je weniger Anwohner von den Baumaßnahmen direkt betroffen sind, umso weniger Einwände sind zu erwarten und somit könnte der Ausbau auch in kürzerer Zeit erfolgen. Die meiste Zeit vergeht heute bei Infrastrukturprojekten üblicherweise nicht bei Planung und Durchführung, sondern in Gerichtsprozessen zum Planfeststellungsverfahren. Diese lassen sich bei Einbeziehung der Anwohner vermeiden bzw. erheblich reduzieren.

Staus minimieren – Leistungsfähigkeit steigern

Hauptziel war und ist es, die Leistungsfähigkeit der B4 im Bereich Weichengereuth zu erhöhen. Das sollte insbesondere im Bereich des Warenverkehres der Firma Brose durch einen leichteren Ausbau des Weichengereuthes gegeben sein. So würden drei Spuren vollkommen genügen – zwei nach Norden, eine nach Süden. Diese Anzahl würde auch das Nadelöhr Frankenbrücke, das nun einmal nicht wegzudiskutieren ist, berücksichtigen. Auf den Spuren nach Norden könnten sich diese Fahrzeuge frühzeitig einordnen, um entweder durchzufahren oder Richtung Stadt abzubiegen. Diese “Abbiegespur” würde auch direkt in die Uferstraße und damit zur Einfahrt des Firmengeländes führen. Die Ausfahrt nach Süden würde über die Südzufahrt erfolgen und damit unabhängig von der Kapazität des Weichengereuthes nach Süden. Nach Norden wäre Zu- und Abfluss über den Neuen Weg ohnehin kein Problem.

Es ist fraglich, ob die aktuellen Pläne des Straßenbauamtes dem Zweck der besseren Leistungsfähigkeit überhaupt vollumfänglich dienen. Vielmehr sehen sie zwei Ampelanlagen vor. Hier weißt die Firma Brose auf einen weiteren Problempunkt der Planungen hin: Ein Ausbau des Weichengereuthes hat nur ohne Ampelanlagen einen Sinn, Umplanungen sind also ohnehin nötig.

Früher ist besser

Es wäre der Stadt Coburg, aber auch der Firma Brose, dienlicher gewesen, hätte man sich nach der Stadtratsentscheidung nicht nur auf kommunaler Ebene unterhalten bzw. auf der jeweiligen Meinung beharrt, sondern wäre gemeinsam an den Bund als Auftraggeber der Baumaßnahme herangetreten, um eine einvernehmliche Lösung zu finden, die sich an den bereits genannten Rahmenbedingungen hätte orientieren können. Denn auch der Bund sollte Interesse daran haben, dass investiert wird. Wirtschaft und Anwohner wären gleichermaßen zufriedengestellt.

Nun drängt aber wohl die Zeit. Fraglich bleibt jedoch, ob, selbst bei einer anderen Meinung des Stadtrates heute, zumal bei einer Entscheidung des Krisensenates, der Ausbau in der von der Wirtschaft gewünschten und damit auch für Coburg nötigen Zeit stattfinden kann – des Vorhaben ist schließlich mit der Jahreszahl 2030 betitelt. Anwohnerproteste und vor allem -klagen werden wohl nicht ausbleiben und damit scheint auch das Datum mehr als fraglich.

Schnelles Handeln ist hier aber erforderlich – hoffentlich im Sinne der Wirtschaft UND der Menschen in Coburg.

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