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Die Berichterstattung über den Schienenlückenschluss in der Neuen Presse vom 14./15. August zeigen recht deutlich, dass bei diesem Thema nicht über den sprichwörtlichen Tellerrand geschaut wird.

Hier wird vor allem die Verbindung von Coburg nach Eisfeld ins Spiel gebracht, als weiteste Vision ein südthüringer Einzugsbereich für den ICE-Systemhalt in Coburg. Das wird weder der historischen noch der von uns angedachten Bedeutung der Strecke gerecht. Historisch gesehen handelt es sich um eine Relation von Eisenach nach Lichtenfels, die mit 150 km deutlich länger ist als die 20 km, die hier von Coburg nach Eisfeld in der aktuellen Diskussion stehen.

Auch die angedachte Bedeutung der Strecke ist nicht die, zum Kaffeekränzchen am Wochenende von Coburg nach Eisfeld zu fahren (hierzu würde die bestehende Busverbindung in der Tat ausreichen). Eher schon sind wir bei den Pendlern aus Südthüringen bzw. denen, die in Coburg in den Fernverkehr umsteigen wollen.

Hierzu hat Herr Kolb den Vorschlag gebracht, bei Schalkau einen Umsteigepunkt für diese Reisendengruppe zu errichten, damit man dann von der Strecke Eisfeld-Sonneberg dort umsteigen kann. Was er allerdings übersehen hat, wenn er nur Fahrpläne und Karten studiert hat: Erstens handelt es sich bei der Neubaustrecke um eine Schnellfahrstrecke, auch die zukünftig nach Erfurt eingesetzten Regional-Express-Züge werden mindestens 160 km/h fahren. Langsamere Züge bzw. Züge, die für einen Halt in Schalkau entsprechend abbremsen und beschleunigen müssen, würden der Idee einer Schnellfahrstrecke zuwiderlaufen und vermutlich nicht auf dieser Strecke fahren können.

Wichtiger aber ist die Topografie rund um Schalkau: Die ICE-Strecke verläuft hier über die 71 m hohe Grümpentalbrücke und geht anschließend direkt in den Tunnel Baumleite, beide jeweils über einen Kilometer lang. Hier einen Haltepunkt errichten zu wollen (es müssten wegen o.g. Ausbremsung von Zügen neue Gleise mit entsprechenden Weichen angelegt werden) ist einerseits technisch schwierig und damit sehr teuer. Vor allem aber wäre ein solcher Haltepunkt höchst unpraktikabel, müsste man doch von der Höhe der Brücke (71 m über Grund!) irgendwie auf Talniveau gelangen. So viel Treppen wird wohl kaum jemand steigen wollen, bei Fahrstühlen wären lange Schlangen vorprogrammiert.

Aus den genannten Gründen ist auch eine Variante des Schienenlückenschlusses über die Neubaustrecke mit Anbindung an die Bestandsstrecke bei Schalkau von Gutachtern verworfen worden.

Für den Schienenlückenschluss nach Südthüringen ist dies aber auch nur ein Baustein. Es sind nicht die Güterzüge – die, wenn überhaupt dann nur vereinzelt fahren würden. Mit der (aktuell teuren) Neubaustrecke, vor allem aber mit der Ertüchtigung des Ostkorridors als Teilprojekt eines europaweiten Güterverkehrsprojektes über Regensburg und Hof gibt es neben der „klassischen“ Strecke über Würzburg und Kassel genügend Süd-Ost-Verbindungen für den Güterverkehr.

Mehr noch könnte der Schienenlückenschluss aber eine neue Relation eröffnen: Die von Kassel nach Karlsbad (über Eisenach, Coburg, Lichtenfels, Kulmbach, Bayreuth). Hier wäre für das gesamte Oberfranken ein Mehrwert geschaffen, wäre eine Anbindung an die Fernverkehre nach Norden und Westen (über Kassel-Wilhelmshöhe) ebenso möglich, wie umgekehrt mehr Touristen aus eben jener Region für Oberfranken und die tschechische Grenzregion. Diese Relation dürfte dann auch nicht mehr von RE-Zügen bedient werden, sondern müsste von (aktuell kaum zum Einsatz kommenden) IR- oder IC-Zügen befahren werden. Und diese wären dann auch so schnell, dass sie auch Herrn Kolbs Forderung nach einer schnellen Bahnverbindung erfüllen würden.

Es erschließt sich uns nicht, warum man vehement gegen ein Raumordnungsverfahren ist, dass neben der Strecke durchs Lautertal auch weitere Möglichkeiten z.B. über Bad Rodach oder über Schalkau prüfen kann. Gerne stehen wir für eine Diskussion bereit, idealerweise mit einer Ortsbesichtigung bei Streckenideen, damit hier auf sachlicher, realitätsnaher Ebene diskutiert werden kann.